< zurück

Wenn der Postmann 195 x klingelt

Vier Wochen nachdem ich diesen Blogartikel geschrieben habe, finde ich den Aufruf zur wunderbaren Blogparade von Annette Schwindt und Thomas F. Reis  „Was hat das Web dir Gutes gebracht?“ . Da dachte ich spontan: da möchte ich mitmachen! Denn der #postkartenflashmob hat mir sowas von sehr bei meiner Genesung geholfen, dass er noch einmal eine Würdigung verdient. Mein Web ist wirklich ein guter Ort. #webseidank

Hier nun der Artikel:

Neulich war ich vier Wochen in Ratzeburg. Zur Reha.

Sabine_Dinkel_Postkartenflashmob_Reha1

Hier genossen die Rehabilitanten ihre Pausen

War das schön! Konnte ich doch endlich meinem Körper – dank wiederbelebtem Energiehaushalt – ein paar Bewegungen mehr abtrotzen. Ich habe gemäßigt gesportelt und mich an gesunden und reichhaltigen Mahlzeiten gelabt. Ich habe herzensgute Gleichgesinnte kennengelernt – wir nannten uns die „Ratzegirls“ – und sehr viel von deren Erfahrungen und Bewältigungsstrategien profitiert.

Sabine_Dinkel_Postkartenflashmob2

Eigentlich waren wir zu fünft, doch eine war schon weg, als ich dieses Bild zeichnete.

Ergänzt wurde die körperliche Wiederbelebung durch ausgiebige Fußmärsche in Richtung Farchauer Mühle, wo es galt, sich kollektiv gigantische Kuchenstücke einzuverleiben. Und abends als Absacker mussten wir bisweilen einige Kugeln Gefrorenes im Pavillon Pelz schlecken.

Her mit den Kalorien!

Sabine_Dinkel_Postkartenflashmob_Reha3

Auf die Plätze – fertig – los!

So kam ich also zu mehr Energie, und mein schnakendünner Körper wurde wieder etwas „definierter“ (eine Wortschöpfung der Freiraumfrau), wenn auch nicht schwerer. Aber Hauptsache war doch: ich fühlte mich besser und mochte wieder essen. Was aber zusätzlich zu meiner Regeneration und Genesung beigetragen hat, sind die vielen Glückshormone, die durch mein Blut waberten. Ausgelöst durch einen „Postkartenflashmob“, der die lokale Briefträgerin vermutlich in den Wahnsinn trieb.

Sabine_Dinkel_Postkartenflashmob08

hehe

Dazu kam es so:

Ich konnte für vier Wochen ein echt schönes und helles Zimmer mit Balkon mein Eigen nennen. Es war zwar schlicht und ergreifend, hatte aber einen guten Flow. Ich fühlte mich sehr wohl.

Sabine_Dinkel_Postkartenflashmob_Reha4

Blick von meinem Balkon

Nur die Wände waren so kahl. Es hingen zwar die üblichen Verdächtigen dran – zwei Monets – die waren immerhin gut genug fürs Auge, aber nicht für die Seele. Ich entschloss mich also, mein Netzwerk auf Facebook zu fragen, ob nicht wer Lust hätte, mir eine Postkarte zu schicken, zum Schmücken meiner Wände. Damit verbunden zwei Wünsche: Die Karte soll heiter und/oder ermutigend sein.

Was dann geschah, war unglaublich!

Jeden Tag trudelten Postkarten für mich ein, eine schöner und lustiger als die andere. Die Motive: freche Sprüche, putzige Viecher, wunderschöne Blumen, bunte Luftballons, leckere Köstlichkeiten und so vieles mehr. Und sie waren so wohlmeinend, tröstlich und humorvoll geschrieben.

Sabine_Dinkel_Postkartenflashmob06

Hier ein Auszug aus der Rubrik „Tierisches“

Ich war entzückt! Irgendwann gesellten sich auch Postkarten dazu, deren Absender ich gar nicht kannte. Beim Lesen stolperte ich wiederholt über den Hashtag #Postkartenflashmob.

Sabine_Dinkel_Postkartenflashmob10

Nagetiere lagen auch im Trend

Daraufhin hab ich mal bei Twitter geguckt, was es damit auf sich hat. Und ich entdeckte: eine liebe Kollegin von mir hat ihr Netzwerk heimlich zu jenem Postkartenflashmob aufgerufen, um mir noch mehr Freude zu bereiten. Ich war total gerührt.

Fette Beute

Damit ich mich nicht alleine freute, habe ich regelmäßig meine „Beute“ fotografiert und auf Facebook und Twitter hochgeladen. Dadurch kam noch mehr Freude auf, denn die AbsenderInnen freuten sich mit, wenn ihre Post angekommen war.

Sabine_Dinkel_Postkartenflashmob09

Auszug aus der Rubrik „Grinsekarten“

 

Mittlerweile war ich – zumindest beim Empfangsteam – schon Gesprächsthema. „Huhu Frau Dinkel, Sie haben schon wieder Post!“ Man freute sich diebisch mit mir mit, wenn ich meine Post abholte, die nicht mehr in meinen Briefkasten passte. Und vor Rührung heulte. Denn zuweilen wurden mir auch Päckchen und dicke Umschläge mit Überraschungen zugeschickt, da war es um mich geschehen. Ich war so überwältigt und fühlte mich so reich beschenkt.

Sabine_Dinkel_Postkartenflashmob12

Rubrik: liebevoll selbstgestaltet

Stück für Stück verwandelten sich meine Zimmerwände in bunte Collagen. Alles wetteiferte um die Gunst des Auges. Damit das viele Bunt ein wenig optische Ruhe genießen konnte, hab ich die Karten in einer Art Farbverlauf bzw. in Farb-Rudeln gruppiert. Das gefiel mir sehr gut und machte voll Laune.

Sabine_Dinkel_Postkartenflashmob01

Das war die eine Wand. Monet kann einpacken.

Nach einer Woche gingen mir die wiederablösbaren „Klebis“ aus, eine liebe Freudin brachte mir neue mit, da in Ratzeburg partout keine aufzutreiben waren. Die klebten echt bombig, was allerdings zur Folge hatte, dass ich am letzten Tag eine kleine (heimliche) Renovierung vornehmen musste, da beim Abzupfen zum Teil die Rauhfasertapete abgängig war.

Sabine_Dinkel_Postkartenflashmob15

Grüße aus meiner Heimatstadt

Mein Mann hatte mir vorausschauend zu diesem Zweck ein Marmeladenglas mit weißer Binderfarbe mitgebracht – und einen Pinsel. Bei der Gelegenheit besserte ich gleich die Schrunden aus, die gar nicht von mir stammten. Und was soll ich sagen: die Wände sahen besser aus als bei meinem Einzug. Auch dafür kann so ein Postkartenflashmob nützlich sein. :o)

Sabine_Dinkel_Postkartenflashmob11

Selbstgezeichneter Comic – wow!

Mein Fazit:

Jede einzelne Postkarte hat bei mir ein himlisches Glücksgefühl ausgelöst, jede ermutigende oder erheiternde Zeile meinen Gram über meine Erkrankung gemildert. Durch die vielen kleinen Grüße fühlte (und fühle) ich mich getragen, ermutigt und gestärkt.

Sabine_Dinkel_Postkartenflashmob07

Lediglich ein Motiv gab es doppelt. Ist aber unterschiedlich groß.

Sobald ich wieder mehr Muße habe und meine Sehnenscheidenentzündung im Daumen abgeheilt ist (zu allem Überluss der rechte Daumen), werde ich auch mal wieder Karten verschicken.

So viel Glück für 45 Cent!

Sabine_Dinkel_Postkartenflashmob04

Mir wurden auch allerhand canide Postkarten geschickt – mit einer hohen Basset-Quote.

Ich hätte glatt Lust, selber neue Basset-Postkarten auszuhecken. Mal gucken, was mir dazu noch einfällt.

Sabine_Dinkel_Postkartenflashmob02

Und hier die andere Wand. Monet nicht mitfotografiert ;o)

Hier noch ein bisschen Statistik:

Karten insgesamt: 195 Tiermotive: 53 Hunde: 15 Nagetiere: 8 Was mit Essen: 10 Maximale Anzahl Karten desselben Absenders: 11 Freude: 100 %

Sabine_Dinkel_Postkartenflashmob03

Da mir ja monatelang nix schmeckte, wurde ich per Postkarte zum Essen animiert (erfolgreich)

Allen, die mir geschrieben haben und hier mitlesen: 1000 Dank, ihr seid einfach toll! Alle, die mir nicht geschrieben haben und hier mitlesen: Ihr seid auch toll!

Sabine_Dinkel_Postkartenflashmob05

Eine der kuriosesten selbstgebastelten Karten. Umseitiger Text war an den Briefträger gerichtet :o)

 

Gleich weiterstöbern:

Teilen:

13 Kommentare zu “Wenn der Postmann 195 x klingelt”

  1. Elke Müller sagt:

    Liebe Sabine,
    einstmals fast vergessen in einer Reha um fast alles gekämpft fühle ich im Positiven mit Dir und grinse mir eins…
    Schade daß diese Aktion so ganz an mir vorbeiging und somit…. schluchzzzzzz

    So sende ich Dir fröhlich-leichte Sommergrüße von meinem 4-Wochen-HausSitter-Aufenthalt in Basel, wo ich mich ja schon mehr als heimisch fühle.
    Ist inzwischen glaub das 10-jährige Basel-Jubiläum .

    Wünsche Dir/Euch ein wundervolles Wochenende
    und umarme Dich von weitem ❤️ Elke

    für die AppetitWichtel : es gab vorgestern Bratkartöffelchen und gestern vor dem Match SpinatTortellini in Salbei-Olivenöl mit viel frischem Salbei kroß gebraten ❤️

    1. Liebe Elke,

      danke für deine lieben Zeilen. Du hast mir doch vor der Reha schon so ein tolles Päckchen geschickt. Ich hatte sogar das T-Shirt mit in der Reha!

      Herzliche Grüße nach Basel
      Sabine

  2. Liebe Sabine, tolle Idee, berührende Impulse, fröhliche Statistik. Danke, dass Du uns dieses Resümee schenkst, das mich grinsen und mit Dir freuen lässt.

    Alles Liebe und weiterhin gute Gesundheit.
    Ein Hoch auf die Kalorien.
    Herzlich
    Petra

    1. Vielen Dank, liebe Petra. Ich freue mich ja immer darüber, wenn sich andere mitfreuen.
      .
      Ist doch echt lustig:
      Erst freu ich mich, dann die Empfangsdamen, dann ihr (weil ich die Postkarten poste), dann ich (weil ihr euch freut), dann wieder ihr, dann wieder ich, wenn ich die bunten Wände angucken, dann wieder ihr, weil ich darüber schreibe. Hihi.
      .
      Herzliche Grüße
      Sabine

  3. Annette sagt:

    Liebe Sabine, da der Beitrag innerhalb der Laufzeit unserer Blogparade veröffentlicht wurde und außerdem super zum Thema passt, nehmen wir ihn natürlich gern an! Vielen Dank dafür! :)

    1. Liebe Annette,
      wie schön, das freut mich!
      Liebe Grüße

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Sabine | Dinkel
Vierländer Damm 48
20539 Hamburg

040 - 181 14 440
gutentag@sabinedinkel.de

Impressum
Datenschutzerklärung
Bleiben Sie am Ball! Abonnieren Sie hier den RSS-Feed von Sabine Dinkel.