Vier Wochen nachdem ich diesen Blogartikel geschrieben habe, finde ich den Aufruf zur wunderbaren Blogparade von Annette Schwindt und Thomas F. Reis „Was hat das Web dir Gutes gebracht?“ . Da dachte ich spontan: da möchte ich mitmachen! Denn der #postkartenflashmob hat mir sowas von sehr bei meiner Genesung geholfen, dass er noch einmal eine Würdigung verdient. Mein Web ist wirklich ein guter Ort. #webseidank
Hier nun der Artikel:
Neulich war ich vier Wochen in Ratzeburg. Zur Reha.
War das schön! Konnte ich doch endlich meinem Körper – dank wiederbelebtem Energiehaushalt – ein paar Bewegungen mehr abtrotzen. Ich habe gemäßigt gesportelt und mich an gesunden und reichhaltigen Mahlzeiten gelabt. Ich habe herzensgute Gleichgesinnte kennengelernt – wir nannten uns die „Ratzegirls“ – und sehr viel von deren Erfahrungen und Bewältigungsstrategien profitiert.
Ergänzt wurde die körperliche Wiederbelebung durch ausgiebige Fußmärsche in Richtung Farchauer Mühle, wo es galt, sich kollektiv gigantische Kuchenstücke einzuverleiben. Und abends als Absacker mussten wir bisweilen einige Kugeln Gefrorenes im Pavillon Pelz schlecken.
Her mit den Kalorien!
So kam ich also zu mehr Energie, und mein schnakendünner Körper wurde wieder etwas „definierter“ (eine Wortschöpfung der Freiraumfrau), wenn auch nicht schwerer. Aber Hauptsache war doch: ich fühlte mich besser und mochte wieder essen. Was aber zusätzlich zu meiner Regeneration und Genesung beigetragen hat, sind die vielen Glückshormone, die durch mein Blut waberten. Ausgelöst durch einen „Postkartenflashmob“, der die lokale Briefträgerin vermutlich in den Wahnsinn trieb.
Dazu kam es so:
Ich konnte für vier Wochen ein echt schönes und helles Zimmer mit Balkon mein Eigen nennen. Es war zwar schlicht und ergreifend, hatte aber einen guten Flow. Ich fühlte mich sehr wohl.
Nur die Wände waren so kahl. Es hingen zwar die üblichen Verdächtigen dran – zwei Monets – die waren immerhin gut genug fürs Auge, aber nicht für die Seele. Ich entschloss mich also, mein Netzwerk auf Facebook zu fragen, ob nicht wer Lust hätte, mir eine Postkarte zu schicken, zum Schmücken meiner Wände. Damit verbunden zwei Wünsche: Die Karte soll heiter und/oder ermutigend sein.
Was dann geschah, war unglaublich!
Jeden Tag trudelten Postkarten für mich ein, eine schöner und lustiger als die andere. Die Motive: freche Sprüche, putzige Viecher, wunderschöne Blumen, bunte Luftballons, leckere Köstlichkeiten und so vieles mehr. Und sie waren so wohlmeinend, tröstlich und humorvoll geschrieben.
Ich war entzückt! Irgendwann gesellten sich auch Postkarten dazu, deren Absender ich gar nicht kannte. Beim Lesen stolperte ich wiederholt über den Hashtag #Postkartenflashmob.
Daraufhin hab ich mal bei Twitter geguckt, was es damit auf sich hat. Und ich entdeckte: eine liebe Kollegin von mir hat ihr Netzwerk heimlich zu jenem Postkartenflashmob aufgerufen, um mir noch mehr Freude zu bereiten. Ich war total gerührt.
Suche für einen #postkartenflashmob noch Schreiberlinge. Gebt euch einen Ruck :) #followerpower Adresse & Infos per DM #plsRT
— KSchmitt-Stuhlträger (@Wortmarketing) 19. Mai 2016
Fette Beute
Damit ich mich nicht alleine freute, habe ich regelmäßig meine „Beute“ fotografiert und auf Facebook und Twitter hochgeladen. Dadurch kam noch mehr Freude auf, denn die AbsenderInnen freuten sich mit, wenn ihre Post angekommen war.
Mittlerweile war ich – zumindest beim Empfangsteam – schon Gesprächsthema. „Huhu Frau Dinkel, Sie haben schon wieder Post!“ Man freute sich diebisch mit mir mit, wenn ich meine Post abholte, die nicht mehr in meinen Briefkasten passte. Und vor Rührung heulte. Denn zuweilen wurden mir auch Päckchen und dicke Umschläge mit Überraschungen zugeschickt, da war es um mich geschehen. Ich war so überwältigt und fühlte mich so reich beschenkt.
Stück für Stück verwandelten sich meine Zimmerwände in bunte Collagen. Alles wetteiferte um die Gunst des Auges. Damit das viele Bunt ein wenig optische Ruhe genießen konnte, hab ich die Karten in einer Art Farbverlauf bzw. in Farb-Rudeln gruppiert. Das gefiel mir sehr gut und machte voll Laune.
Nach einer Woche gingen mir die wiederablösbaren „Klebis“ aus, eine liebe Freudin brachte mir neue mit, da in Ratzeburg partout keine aufzutreiben waren. Die klebten echt bombig, was allerdings zur Folge hatte, dass ich am letzten Tag eine kleine (heimliche) Renovierung vornehmen musste, da beim Abzupfen zum Teil die Rauhfasertapete abgängig war.
Mein Mann hatte mir vorausschauend zu diesem Zweck ein Marmeladenglas mit weißer Binderfarbe mitgebracht – und einen Pinsel. Bei der Gelegenheit besserte ich gleich die Schrunden aus, die gar nicht von mir stammten. Und was soll ich sagen: die Wände sahen besser aus als bei meinem Einzug. Auch dafür kann so ein Postkartenflashmob nützlich sein. :o)
Mein Fazit:
Jede einzelne Postkarte hat bei mir ein himlisches Glücksgefühl ausgelöst, jede ermutigende oder erheiternde Zeile meinen Gram über meine Erkrankung gemildert. Durch die vielen kleinen Grüße fühlte (und fühle) ich mich getragen, ermutigt und gestärkt.
Sobald ich wieder mehr Muße habe und meine Sehnenscheidenentzündung im Daumen abgeheilt ist (zu allem Überluss der rechte Daumen), werde ich auch mal wieder Karten verschicken.
So viel Glück für 45 Cent!
Ich hätte glatt Lust, selber neue Basset-Postkarten auszuhecken. Mal gucken, was mir dazu noch einfällt.
Hier noch ein bisschen Statistik:
Karten insgesamt: 195 Tiermotive: 53 Hunde: 15 Nagetiere: 8 Was mit Essen: 10 Maximale Anzahl Karten desselben Absenders: 11 Freude: 100 %
Allen, die mir geschrieben haben und hier mitlesen: 1000 Dank, ihr seid einfach toll! Alle, die mir nicht geschrieben haben und hier mitlesen: Ihr seid auch toll!
Liebe Sabine,
einstmals fast vergessen in einer Reha um fast alles gekämpft fühle ich im Positiven mit Dir und grinse mir eins…
Schade daß diese Aktion so ganz an mir vorbeiging und somit…. schluchzzzzzz
So sende ich Dir fröhlich-leichte Sommergrüße von meinem 4-Wochen-HausSitter-Aufenthalt in Basel, wo ich mich ja schon mehr als heimisch fühle.
Ist inzwischen glaub das 10-jährige Basel-Jubiläum .
Wünsche Dir/Euch ein wundervolles Wochenende
und umarme Dich von weitem ❤️ Elke
für die AppetitWichtel : es gab vorgestern Bratkartöffelchen und gestern vor dem Match SpinatTortellini in Salbei-Olivenöl mit viel frischem Salbei kroß gebraten ❤️
Liebe Elke,
danke für deine lieben Zeilen. Du hast mir doch vor der Reha schon so ein tolles Päckchen geschickt. Ich hatte sogar das T-Shirt mit in der Reha!
Herzliche Grüße nach Basel
Sabine
Liebe Sabine, tolle Idee, berührende Impulse, fröhliche Statistik. Danke, dass Du uns dieses Resümee schenkst, das mich grinsen und mit Dir freuen lässt.
Alles Liebe und weiterhin gute Gesundheit.
Ein Hoch auf die Kalorien.
Herzlich
Petra
Vielen Dank, liebe Petra. Ich freue mich ja immer darüber, wenn sich andere mitfreuen.
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Ist doch echt lustig:
Erst freu ich mich, dann die Empfangsdamen, dann ihr (weil ich die Postkarten poste), dann ich (weil ihr euch freut), dann wieder ihr, dann wieder ich, wenn ich die bunten Wände angucken, dann wieder ihr, weil ich darüber schreibe. Hihi.
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Herzliche Grüße
Sabine
Liebe Sabine, da der Beitrag innerhalb der Laufzeit unserer Blogparade veröffentlicht wurde und außerdem super zum Thema passt, nehmen wir ihn natürlich gern an! Vielen Dank dafür! :)
Liebe Annette,
wie schön, das freut mich!
Liebe Grüße