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Meine Begegnung mit Polly – wie ich zu mehr Frohsinn auf dem Kopf fand

„Liebes Tagebuch,
heute tue ich es: Ich gönne mir eine neue Zweithaarfrisur!“

Tagebuch steht hier stellvertretend für Facebook, Instagram und Twitter. Das sind meine virtuellen Cafés, in denen ich mich mit Leuten treffe, mich austausche und herumalbere. Und all den dort lustwandelnden Menschen schrieb ich von meinem Vorhaben, mir eine neue Perücke zu gönnen.

Seit meiner dritten Schorle (= Chemo) bin ich akut in der Mauser und wünsche mir, mit der Hand nicht mehr ins Leere zu greifen, wenn ich mir an den Kopf packe.

Für viele ein Tabuthema, für mich ein Segen

Mich öffentlich dazu zu bekennen, dass ich mir nun eine neue Perücke aussuche, hilft mir dabei, diese als das zu sehen, was sie ist: ein wunderbares Hilfsmittel für Zeiten, in denen obenrum Ödnis und Verdruss herrschen.

Das ist für mich kein Mangel, sondern Reichtum. Ein Reichtum an Optionen, wenn mir die „hauseigenen“ Möglichkeiten ausgehen. Um nur einige Beispiele zu nennen:

  • Kann ich nicht mehr gut gucken, hilft mir eine Brille.
  • Kann ich nicht mehr laufen, hilft mir ein Rollstuhl.
  • Kann ich nicht mehr kraftvoll zubeißen, hilft mir Zahnersatz.
  • Kann ich nicht mehr gut hören, hilft mir ein Hörgerät.
  • Wollen meine Haare keine formidable Frisur mehr ergeben, hilft mir eine Perücke.

Vor knapp drei Jahren hatte ich meine erste Perücke erworben, die ich auch ziemlich gerne und daher regelmäßig trug.

Meine erste Perücke hieß Lotta

Meine erste Perücke – wir mochten uns auf Anhieb. Ihr Name: Lotta

Sie war aus Kunsthaar, zum Teil handgeknüpft und hat mit allem Drum und Dran (zwei Stunden Beratung, Zurechtschneiden, Dämpfen, Shampoo, Conditioner, Ständer zum Trocknen) ca. EUR 680,00 gekostet. Meine Krankenkasse hatte mir ca. EUR 330,00 davon erstattet, den Rest hatten mir meine Schwiegereltern spendiert.

All die Horror-Geschichten meiner Mitpatientinnen, die ihre Perücke nie trugen, konnte (und wollte) ich nicht teilen.

Klar, nicht immer ist so ein Fremdhaar angenehm auf dem Kopf, es kann bisweilen kribbeln oder jucken. Es kommt allerdings auch darauf an, wie gut eine Perücke gemacht ist. Doch nicht jeder kann oder möchte einen Eigenanteil dazu bezahlen. Meine Mutter zum Beispiel wollte nix dazu bezahlen – und trug ihre Perücke kein einziges Mal, weil sie halt auch entsprechend unecht aussah. Das ist auch nicht wirklich zielführend und auch nicht ressourcenschonend, war aber ihre Entscheidung. Ihre Perücke habe ich später gespendet.

Als dann irgendwann meine Haare zurück waren, trug ich fast ein Jahr eine Kurzhaarfrisur. Das, was da oben lustig auf meinen Kopf wuchs, war zwar nicht gerade üppig aber immerhin echt. Frisieren ging damit wahnsinnig schnell, weil ich nur wenig zu föhnen und zu stylen hatte.

Diese Frisur mochte ich: praktisch, schnell zu föhnen, auf das Wesentliche konzentriert. Foto: Ruth Frobeen

Inzwischen bin ich wieder total in der Mauser. Bei jedem Duschen verliere ich gefühlt eine Wollmaus. Auf dem Kopf bekomme ich keine Frisur mehr hingestyled, weil mit meinem Resthaarbestand nix mehr hält.

Der Entschluss

Daher habe ich kurzerhand beschlossen, mir einen neuen Fiffi zu gönnen. NEIN, halt, das stimmt so nicht! Ich hole mir keinen Fiffi, sondern eine formidable Haarpracht für den Winter. Ist ja doch frisch obenrum, wenn einem der Herbstwind die wenigen Haare zaust. Zudem fühle ich mich „oben mit“ einfach geschützter und nicht so verletzlich.

Noch dazu weiß gar nicht, ob ich aus der „Schorle-Nummer“ überhaupt nochmal rauskomme. Dann will ich ein bisschen Abwechslung obenrum haben.

Damit es ein echtes Happening wird, nahm ich mir diesmal schlauerweise die fröhliche Steffi Wagner mit (die ich übrigens auch vor Jahren in einem dieser virtuellen Cafés kennengelernt hatte). Die letzte Perücke hatte ich mir ja alleine ausgesucht, weil ich vergessen hatte, jemanden zu fragen, ob er mich begleitet.

Dieses Foto hat Martina van Kann auf dem FinV Sommerfest von Steffi Wagner und mir gemacht. Das war kurz vor meiner dritten Schorle-Therapie.

 

Der Laden, dem ich mein Vertrauen schenke, hat übrigens einen tollen Namen:
„Königinnen – Werkstatt für Haararbeiten“.

Das klingt nicht nur schön, sondern ist auch Programm, weil es nicht so eine typische Plüschbude ist, wie viele altbackene Flyer vermuten lassen.

Die Betreiberinnen haben ihre Erfahrungen nämlich bei Film-, Fernseh-, Foto-, Werbe- und Theaterproduktionen erworben. Dort wird vorab eine „Anamnese“ via E-Mail und Telefon gemacht, d. h. ich habe einige Fotos von mir mit eigenen Haaren hingeschickt und zusätzlich ganz viele Frisurenfotos, die ich mir bei einem Glas Bier (alkoholfrei) zusammengegoogelt habe.

Dann bestellen die Mädels die entsprechenden Perücken bei den Herstellern, laden zur Anprobe und los geht’s!

Schnell noch ein bisschen die Lachfältchen massieren, ich war in dem Moment total aufgeregt.

Erstmal mussten wir ein bisschen Schabernack treiben, um mich mit der Materie „Zweithaar“ warm werden zu lassen.

Modell „Polly“ hatte es mir spontan angetan. Meine erste Reaktion mit Polly auf dem Kopf war nämlich diese: herzhaftes Lachen!

Modell „Robin Wright“ (House of cards). Fand ich auch sehr schön, die fiel allerdings bei Steffi und meinem Mann durch.

Modell „Belle de Jour“: extrem blond, extrem belle. Wie ich erfuhr, wurde diese Perücke für den schwedischen Markt entwickelt. Da ich Schweden mag, mochte ich auch die Perücke.

So sehe ich unter der Frisur aus. Rechts neben mir: Belle de Jour

Hier nochmal eine Sammlung fast aller Perücken, die ich aufprobiert habe. Oben links: Modell „Loki“ (kein Witz)

Tja, und welche ist es nun geworden?

Ich habe mich tatsächlich dazu hinreißen lassen, mir zwei zu gönnen: Polly und Belle.

Da eine Perücke, die wirklich gut aussieht, mit einem gewissen Preis verbunden ist, musste ich ganz schön mit mir kämpfen, mir gleich zwei zuzulegen. Hab ich doch diesen fiesen Glaubenssatz meiner Mutter „Lohnt sich das überhaupt – trag ich das in meinem Leben überhaupt noch ab?“ in meinem inneren Team.

Gut, dass ich Steffi dabei hatte, denn sie meinte so treffend: „Wenn nicht jetzt, wann denn dann?“ Recht hat sie. Es gibt nur das JETZT, alles andere ist Hoffnung und Glückssache.

Ich habe mich schon immer gern verkleidet. Mit Polly sehe ich einfach total anders aus.

Somit kann ich jetzt wählen:

Gehe ich als Polly zum Einkaufen oder als Belle?

Gebe ich meinen Workshop als Bine oder als Polly?

Fahre ich als Lotta oder als Belle in den Urlaub?

Ich entscheide mich einfach nach Lust und Laune. Und manchmal bin ich wahrscheinlich alle vier an einem Tag.

Lasst euch doch überraschen!

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16 Kommentare zu “Meine Begegnung mit Polly – wie ich zu mehr Frohsinn auf dem Kopf fand”

  1. Gabriela sagt:

    Sieht einfach super aus!
    Ich hätte mich auch nicht zwischen den beiden Perücken entschieden!

    1. Kirsten Meyer sagt:

      Hallo Sabine, ich finde Dich auch ohne Deine Perücke wunderschön und ebenso Sympathieträgerin, eben die Sabine, wie immer!

      1. Danke liebe Kirsten. Wie schön, von dir zu lesen!
        Ganz liebe Grüße
        Sabine

  2. Elke Müller sagt:

    liebe Sabine, genau !!!
    DAS hast Du gut gemacht !!

    und ob sich das lohnt ?
    Immer – I M M E R – IMMER – immer-immer-immer !!!!!!!

    Du siehst herrlich lebendig aus .. Glückwunsch zu der Wahl Deiner Berater und des wundervollen SchönheitsSalon

    1. Vielen Dank, liebe Elke. Ich trage auch schon beide mit Freude.

  3. Tolle Wahl. Sieht super aus. Und die Chance, einfach mal jemand anders zu sein, ist doch auch verlockend. :-)

    1. Vielen Dank! Und ja, in eine andere Rolle zu schlüpfen, finde ich tatsächlich wunderbar.

  4. Hallo Polly, die steht dir mega … und dass du dich für zwei entschieden hast finde ich super.
    Gefällt mir auch gut die Belle.

    Schönen Tag und gute Zeit.

    1. Dankeschön, liebe Petra.

  5. Stefanie Usbeck sagt:

    Heute bin ich blond -toller Film unbedingt angucken !

  6. Bettina sagt:

    Mein Favorit ist eher die Polly, sie macht aus Dir eine lustige, noch attraktivere Person und sitzt viel besser als Echthaare, obwohl man es ihr nicht ansieht, dass sie nicht auf deinem Kopf gewachsen ist!
    Aber Belle lässt natürlich einen Hauch von Extravaganz a la Catherine Deneuve durch den Raum schweben (Belle de Jour). Auch das hat was! Und wann, wenn nicht jetzt.
    Alles Liebe für Dich von Bettina aus Niedersachsen

    1. Liebe Bettina,
      Polly hatte zwei Tage Bad-Hair-Day, daher hab ich Belle getragen. Sie ist immer in Form, während Polly ihre Launen hat. Ich mag beide, fühle mich aber mit Belle sicherer.
      Ganz liebe Grüße nach Niedersachsen
      Sabine

  7. Suuuper! Eine gute Entscheidung, gleich beide Frisuren zu nehmen. Schließlich fühlt man sich nicht täglich gleich – wie schön, mit der passenden frisur zeigen zu können, welche Frau heute „draußen“ ist!

    Herzliche Grüße
    Jutta

    1. Liebe Jutta,

      ganz herzlichen Dank für deinen schönen Kommentar. Heute war ich bis mittags „Belle“, jetzt bin ich „Mützenschlumpfine“. :o)

      Herzliche Grüße
      Sabine

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