„Heute morgen musste ich erstmal mit Bauer H. auf den Dachboden steigen…“
O-Ton von Karin, einer meiner Workshop-Teilnehmerinnen, die 1 km entfernt auf dem Ferienhof H. übernachtet hatte.
Besser, ich fange nochmal von vorne an…
Freitag Nachmittag, mitten auf dem Land
Acht zeichenfreudige Teilnehmerinnen und Teilnehmer trudelten vorfreudig und gespannt am Seminarort in Mecklenburg ein. Alle wollten sie ihre Zeichenkenntnisse ankurbeln und/oder (re)aktivieren.
Zur Einstimmung gab es erstmal richtig leckeren Kuchen (mit und ohne Gluten) von Julia und das ein oder andere Heiß- und Kaltgetränk. Weil wir so schönes Wetter hatten, sogar im Garten.
Da ich bereits alle Teilnehmer kannte, war mir ganz wohl ums Herz, denn ich wusste irgendwie: Das wird schon passen und bestimmt auch sehr lustig.
Nachdem wir uns die Bäuche vollgeschlagen hatten, ging es auch gleich los. Unter anderem hab ich erstmal folgende Abfrage gestartet.

Keine echten Phobiker dabei. Die grünen Punkte wurden an Tag 1 geklebt, die gelben am Ende des dritten Workshop-Tages.
Und dann stürtzten wir uns rein in die Übungen: Im Gehen, im Stehen, im Sitzen.
Ab jetzt im Kindheits-Ich

Julia: „Frieda, der hochsensible Coaching Nachwuchs, spürte meine Unsicherheit als ich vor all den fremden Menschen stand und kroch mir zur Beruhigung erstmal zwischen die Füsse.“
Ohne den inneren Kritiker sind viele wunderbare schnelle Zeichnungen entstanden:
Sobald man eine Form vorgibt (hier eigene Hand), sprudeln die Ideen.

Herrliche kleine und schnelle Visualisierungen. Hätte ich mehr Zeit gegeben, hätte sich der innere Kritiker eingemischt und dazwischengefunkt.

Marion hat das Zeichnen im Blut. Als Pflegedienstleitung im Hospiz können herzhafte Visualisierungen sehr förderlich sein. Sowohl für die Patienten als auch für die Mitarbeiter. Und natürlich auch für sich selbst.

Hier unser im „Montagsmaler-Stil“ entstandenes Bild. Es gäbe noch mehr zu erkennen, wenn nicht so schnell die richtigen Begriffe erraten worden wären.
Am ersten Tag haben wir überwiegend lockere „Hau raus-Übungen“ gemacht, um den lästigen Perfektionismus über Bord zu werfen und ein Gefühl dafür zu kriegen, wie sich das eigentlich anfühlt.
Kichern – Staunen – Weiterkichern
Mich hat es jedesmal gefreut, wenn die Teilnehmer kichernd über ihren Zeichenbrettern saßen. In dem Moment wusste ich: das „freie Kind-Ich“ betritt die Bühne.
Nachdem wir uns hungrig gezeichnet hatten, stürmten wir in den „Kulturraum“ (der heißt wirklich so), um uns am feierlich gedeckten Tisch unsere Raclette-Pfännchen zu bestücken. Hier ein dickes Danke an meinen Mann, der uns so toll hinter den Kulissen unterstützt hat.
Raclette war die ideale Möglichkeit, die vielen Allergien und Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten zu händeln. Und auch, um die Vegetarier gekonnt mit einzubinden ;o)
Am nächsten Tag sollte jeder erstmal ein „Blitzlicht“ zeichnen, das darüber Auskunft gab, wie es demjenigen gerade ging, wie seine Unterkunft war und was es sonst noch so zu sagen gab.
Hier ein paar Ergebnisse:

Christiane war froh, es heute pünktlich zum Workshop geschafft zu haben – nachdem es an den Tagen vorher aufgrund verschiedener Unwägbarkeiten einfach nicht sein sollte.
Zeichnen und Essen
Dem Samstag verbrachten wir natürlich auch wieder zeichnend (und essend…).
Diesmal gab es auch zwischendrin ein paar Einheiten mit Theorie – aber nur kurz und nach den Wünschen der Teilnehmer. Denn im Fokus stand die Praxis: Reinkommen, Zeichnen, Weiterzeichnen. Andere nennen das „Üben“ ;o)
Wir haben gar nicht alle Übungen geschafft, war aber gar nicht schlimm. So bleibt noch was für den Follow up übrig, nach dem tatsächlich verlangt wurde (ein besseres Feedback kann ich mir ja gar nicht wünschen).
Abends fuhren wir nach Rothen, einen malerischen kleine Ort, um uns erneut zu stärken.
(Böse Zungen behaupten, wir hätten dafür gesorgt, dass die Teilnehmer zugenommen haben. Dabei hatten wir auch viel Obst, Nüsse und Gemüse parat.)
Bauer H. und sein Dachboden
Sonntag kam dann endlich Bauer H. ins Spiel.
Karin, die ja in einer Ferienwohnung untergebracht war, traf auf dem Hof auf den Vermieter Bauer H. Dieser wunderte und beklagte sich, dass Karin immer nur zum Schlafen kam und gar keine Zeit auf seinem Ferienhof verbrachte. Als sie erzählte, dass sie zum Zeichenkurs da und deshalb immer unterwegs war, wollte Bauer H. Karin unbedingt den Dachboden zeigen.
Das Geheimnis: Auf dem Dachboden hat seine Frau all ihre selbst gemalten Bilder ausgestellt. Allerdings gar nicht öffentlich, sondern nur für sich selbst. Karin war völlig geplättet von den großartigen Bildern. Hier hatte offenbar jemand ein ganz großes Talent.
Und so kam es, dass Karins Sonntags-Blitzlicht wie folgt aussah:
Ansonsten verbrachten wir den Sonntag wieder damit zu zeichnen. Die Übungen wurden allerdings immer anspruchsvoller. Gekichert wurde aber immer noch.
Am Ende kristallisierten sich sogar erste eigene Typen heraus. Es braucht ja eh eine Weile, bis man herausgefunden hat, welcher Strich (oder Stift oder Stil) einem liegt und woran man am liebsten weiterfeilen möchte.
Auch meine Vorbilder Gary Larson, Walter Moers und Matt Groening haben „ihre Typen“ erst im Laufe der Jahre gefunden und feingeschliffen.
Fazit:
Es wird auf jeden Fall weitere Zeichenkurse geben, auch einen Follow up für Menschen, die den Perfektionismus schon freundlich beiseite geschoben haben. Auch habe ich schon zwei Inhouse-Anfragen bekommen – worüber ich mich riesig freue!
Sobald meine Planung für 2015 abgeschlossen ist, gibt es frische Termine!
—> Weitere Bilder und O-Töne.